Der L 160 von Fischbach/Nahe in Richtung Herrstein folgend, liegt der in Betrieb befindliche Steinbruch Juchem rechterhand, nahe am Fischbach.
Ein Steinbruch, dessen Vorkommen an beeindruckend schönen Drusen weit über die Grenzen Deutschlands bei Mineraliensammlern bekannt ist. Nicht nur die „Blauen“ und „Schwarzen“ besitzen ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, auch Achate mit interessantem Erscheinungsbild gehören zu den begehrten Fundstücken. Nachfolgende Fotos: Hartmut Fuß
Von der Achatschleiferei in Niederwörresbach zum großen Firmenunternehmen
im Landkreis Birkenfeld/ Nahe
Die Weltwirtschaftskriese Ende der 1920-er Jahre stellte auch den Achatschleifer Friedrich-Ludwig Juchem vor existenzbedrohende Probleme.
Die Selbstständigkeit weiter erhalten wollend, entschloss er sich 1933 den gegenüber GERACH liegenden Steinbruch Mauskarrenacker (benannt nach der ehemals in diesem Bereich am Fischbach gelegenen Schleife) käuflich zu erwerben. Er begann mit knapp 2 Händen voll Arbeitern mit dem Abbau und der Verarbeitung des gewachsenen Gesteins. Dieser Steinbruch befand sich ungefähr im Bereich hinter der heutigen Brecher-Anlage, also quasi gegenüber der jetzigen Steinbruchverwaltung.
Bis 1940 erweiterte F.-L. Juchem seinen Betrieb in Richtung Herrstein mit dem Kauf eines zweiten Steinbruches: Steinbruch an der ehem. Schleife „Krone“ (Bruchbereich der später noch so genannt wird/wurde).


Bilder des ehemaligen Steinbruchs Krone
Mineralien aus dem Bereich Krone – Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß
Mineraliensuche im Steinbruch
Der beeindruckende Reichtum an Kristalldrusen in manchen Abbaubereichen, zog schon in den frühen Betriebsjahren das Interesse der (sicherlich wenigen) einheimischen Sammler auf sich.
Später dann entwickelte sich mit steigender Mobilität und Reiselust, mit dem Anwachsen des Tourismus und mit dem gesteigerten Interesse an den Naturwissenschaften Mineralogie und Geologie, das deutschland- später dann das europaweite Interesse an den „schönen glitzernden Steinen“ aus dem Naheland.
Der täglich nach den Betriebszeiten zugängliche Steinbruch mobilisierte also immer mehr „Schatzsucher“ und so war es in den 1980-er bis Ende der 1990-er Jahre nicht selten, dass an Wochenenden mehrere Hundert hoffnungsvolle „Goldgräber“ den Bruch bevölkerten. Einige davon mit abenteuerlichen Vorstellungen, was die Mineraliensuche anbetrifft.
Nachfolgende Fotos: Thomas Brezinova, Dr. Max Theiss, Jörg Scherber, Hartmut Fuß
Fundregionen im Steinbruch Juchem
Oberer Bruchbereich (Achatecke, Reiterhofregion, Hohe Wand, Feuerstelle)
Im Wald, ehemaliges Feldniveau im hinteren linken Bruchbereich > Achate (!) vergleichsweise wenige
Drusen, speziell der Abbau in der sog. Achatecke förderte größere Mengen an Achaten ans
Tageslicht.
Achatecke: Nach Abschluss der Abbautätigkeiten im mittleren Bruchbereich, besonders nach dem Abbau des sog. Schwalbennestes, wurden die Sprengungen in den oberen Bruchbereich ausgeweitet.
Unter Sammlern hieß es nun: wir gehen hoch in den „Wald“. Schon beim Abschieben der Ackerkrume kamen die ersten „Eier“ zum Vorschein – wenige, aber trotzdem der erste Fingerzeig, dass die Sammler dort mit Funden rechnen konnten. Da es sich bei den Erstfunden vorwiegend um Achate handelte, lag es irgendwie nahe, dass die Sammlerschar diesem linken Bereich in der oberen Bruchregion den Namen „Achatecke“ verliehen.
Welche Mengen an Geoden, Mandeln etc. tatsächlich im Zeitraum ab 1990 bis Ende der 2000 dort zu finden waren konnte niemand erahnen. An manchen Tagen konnte man von einer regelrechten Achatschwemme reden.
In den linken Randbereichen der Achatecke, kamen die sog. „Geschlackten“ vor: nicht die rundlichen „Eier“, sondern es handelte sich hierbei um Spaltenfüllungen ähnelnde, „eckige Achate“. ( siehe letzte 10 Bilder der folgenden Galerie ) Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß, letzte 10 Fotos & Sammlung: Dr. Max Theiss
Am rechten Rand der anstehenden Wand befand sich der eng begrenzte Fundbereich der „sog. Dreieckachate“. Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß
Reiterhofregion: Bereich rechts, gegenüber Achatecke -> wenig Achat, JASPIS – Mandeln! Weniger Drusen. Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß
Hohe Wand Bereich: Zwischen beiden o.g. Regionen. -> Achate, Jaspis, Dreieckachate (!), Drusen
Feuerstelle: Region mittig unter hoher Wand -> ACHATE! Anfänglich links Quarz-Drusen interessante Calcite; Halden mit Achateckenmaterial.
„Eingangsbereich“ Feuerstelle: u.a. intensiv rötlich, rosa gefärbte Achate, Amethyst- und
Rauchquarzdrusen.

Nachfolgende Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß
Mittlerer Bruchereich (Schwalbennest, Fluoritkopf, Wasserloch, Wasserfall)
Sehr interessante Abbauphasen mit ergiebigen Funden u.a. ab Anfang 1990-er Jahre. Schwalbennest -> rechter Bereich – tolle Amethyst-, Rauchquarzdrusen mit Calcit-XX, Achate.
rudimentärer Teil der legendären Achatwand (1970-er Jahre ).
Nachfolgendes Bild stammt von Jörg Scherber

Fluoritkopf: Links vom ehemaligen Schwalbennest/jetzigem Durchbruch -> wenige Quarzdrusen mit außergewöhnlichen Kristallformen; Calcit-Achate. Intensiv gefärbte Achate, zartgrüne
Fluorite -> !! blauer, würfeliger Fluorit-X in Quarzdruse -> bisher Einzelfund !!, Malachit,
Azurit.
Wasserloch: Bereich unterhalb Schwalbennest -> sehr selten kleine Fluorite, Amethyst-,
Rauchquarz,-Quarzdrusen mit Calcit-xx; Massive Achat-Quarz-Geoden, Malachit-XX
Eingang Wasserloch, rechts: früher Fluoritfundstelle.


Wasserfall: In aller Munde wegen bemerkenswerter Fluoritfunde; reichlich Amethyst-, Rauchquarz-,
Quarz-Drusen auch mit Achatrand, Achate u.a. auch in Pastellfarben; farbintensive Calcit-
– Kristallgruppen, Harmotom-Vorkommen! Chabasit, Bleiglanz, Markasit, Pyrit. Chrysokoll



Nachfolgende Bilder der Fundlage am Wasserfall stammen von Thomas Brezinova und Dr. Max Theiss
Folgende Stücke (Wasserfallregion): Bilder & Sammlung Hartmut Fuß, letzte 3 Bilder(Harmotom): Sammlung Bernhard Ockfen, Fotos Michael Ockfen
Fluoritfunde
Immer mal wieder geisterten Berichte über Fluoritfunde durch die Runde der „Juchem-Sammler“.
Fluorit, eines der begehrtesten Minerale die im Steinbruch vorkommen. Überwiegend in smaragdgrüner Farbe wurden Fluorite in wenigen Bereichen des Steinbruches gefunden. Festzustellen war, dass die Fluorit führende Schicht vom Haupt-Eingangsbereich rechts, stetig steigend nach links oben (Richtung Herrstein) verlief.
Laut Erzählungen von alten Sammlern, wurden die ersten Funde im Bodenbereich des Eingangs ge- tätigt. Später dann in den 1970-er Jahren im Eingangsbereich der Wasserfallregion (abgebaut), danach anfangs der 1990-er Jahre unterhalb des ehemaligen Schwalbennestes im sog. Wasserloch (verfüllt).
Die dort nach Sprengungen gefunden Fluorite stammten von der darüber liegenden Ebene, links vom ehem. Schwalbennest (abgebaut). Gleichzeitig wurden auf dieser oberen Fläche, von einem Sammler Fluorite nach einer Sprengung im hinteren Bereich des sog. Fluoritkopfs gefunden. Darunter auch ein blauer Würfel dieses Minerals. Größe ( < 1cm) und Farbe stellten sich rückblickend als einmaliger Fund heraus.
Die letzten, doch in größeren Mengen gefundenen Fluoritstufen stammen aus der Wasserfallregion.
Anfänglich eher kleine Kristalle in „Spaltenfüllungen auf Quarz“ gewachsen, später dann auch im Drusenraum größerer Mandeln. Auch in dieser Region wurden von drei Sammlern sehr kleine, bläulich gefärbte, würfelige Fluorite gefunden.
Die Bilder der Fluoritstufen in nachfolgender Galerie (Wasserfallregion) stammen von den Sammlerkollegen Thomas Brezinova und Dr. Max Theiss.
Unterer Bruchbereich (Hungerwand, Werkstatt, Straßenbau)
Hungerwand: Region hinter dem Steinbrucheingang, rechts. Was Mineralienfunde anbetrifft ein
weiterer Hotspot.
Qualitativ hochwertige Amethyst-,Rauchquarz-,Quarz-Drusen u.U. in imposanter Größe.
Calcit in zahlreichen Kristall-/Ausbildungsformen, oft intensiv gelb, rötlich, orange gefärbt.
Am jetzigen Eingangstor: ganz früh die ersten Fluoritfunde im Juchem überhaupt.
2. Etage der Hungerwand: u.a. Klüfte mit handtellergroßen Blättercalciten (einmaliger
Fund); Nester mit bräunlich gefärbten Achaten (eng begrenzte Bereiche), auch optisch sehr attraktive Stufen mit Pyrit, Markasit, Bleiglanz, Bitumen und Erythrin wurden dort gefunden – entsprechende Aufmerksamkeit der Sammler vorausgesetzt.




Nachfolgende Bilder & Sammlung: Hartmut Fuß, Erythrin auf Calcit: Fotos & Sammlung Thomas Brezinova
Werkstatt: Stellplatz der Steinbruchfahrzeuge. Früherer Abbau dort -> intensivst gefärbte Amethyst- und tiefschwarze Rauchquarzdrusen; links der Straßenbiegung: Amethystdrusen mit
Calcitgruppen; weniger Achatmandeln. Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß
Straßenbau: Während Bau der Umgehungsstraße, gegenüber Steinbruch – Niveau Hungerwand ->
Achatmandeln und Gangachate u.a. intensiv braune Farbtöne. Nachfolgende Bilder: Jörg Scherber



Nachfolgende Fotos & Sammlung: Hartmut Fuß
Mineralienvorkommen im Steinbruch Juchem:
Achat | Bornit | Chrysokoll | Fluorit | Kaolinit | Quarz |
Amethyst | Brochantit | Corrensit | Galenit | Klinochlor | Rauchquarz |
Ankerit | Brookit | Covellin | Gips | Konichalcit | Saponit |
Apophyllit | Calcit | Cuprit | Glaukonit | Kupfer | Spionkopit |
Aragonit | Cerussit | Delessit | Goethit | Limonit | Talk |
Azurit | Chabasit | Digenit | Goslarit | Malachit | Vanadinit |
Baryt | Chalkosin | Djurleit | Hämatit | Muskovit | Willemit |
Bitumen | Chalkopyrit | Dolomit | Harmotom | Nontronit | Wulfenit |
Bleiglanz | Chamosit | Erythrin | Jaspis | Pyrit | Yarrowit |
Weitere in Foren (https://www.mineralienatlas.de) genannte Mineralien, wie z.B. die Kupfervererzungen, wurden von der Mehrheit der nur an Kristallen bzw. Drusen und Achaten interessierten Sammler eher nicht beachtet. Auch wurden diese farblich durchaus interessanten, aber oftmals derben Einschlüsse nur sporadisch und in eng begrenzten Bereichen des Steinbruchs gefunden.
Ein Paradebeispiel für die Ignoranz beim Steinesuchen der Sammler solch Unbekanntem gegenüber war Erythrin: so war dieses rosafarbene Kobaltmineral in den 1980-er Jahre an der Hungerwand durchaus öfters zu finden. Man suchte aber Kristalle und nicht dieses „rosafarbene, körnige Zeugs“. So wurde jede Anfrage wie: „was ist das denn für ein rosafarbener, körniger Belag?“ mit „Schmeiß weg das Zeugs – is nix“ beantwortet.
Anderseits, wurde später den wenigen interessierten Hobby-Mineralogen, das Betreten bestimmter Bruchbereiche, wie beispielsweise diese o.e. Kupfervererzungs-Zone im oberen linken Bruchbereich, unterhalb der Feldkrume, strikt untersagt.
Viele der Mineralien in den o.e. Auflistungen stammen eventuell mehrheitlich aus diesem beschriebenen „forbidden-district“ oder der ehem. Grube Taschenberg –> diese Region ist mittlerweile jedoch völlig abgebaut. Informationen diesbezüglich wurden nie kommuniziert.
Die schon Mitte der 1990-er Jahre absehbare Entwicklung
Auch leichtsinniges und sicherlich auch ab und an ein unvernünftiges Verhalten des ein oder anderen „Schatzsuchers“ und dies über Jahre hinweg, ließ im Steinbruch unbestritten gefährliche Situationen entstehen. Dass dadurch auch oftmals auch der Betriebsablauf gestört wurde lag auf der Hand. Eindringliche Mahnungen und freundliche Hinweise der Bruchmeister, wurden von wenigen Einzelnen oft ignoriert; ein Umdenken im Handeln fand selten statt.
Die „Ergänzung“ des Steinbruchführungspersonals mit einem auf dem Gebiet des Bergbauinge-nieurwesens bewanderten Firmenmitarbeiters führte dazu, dass sich die Bedingungen für die Mineralien-Sammler dann grundlegend änderten. Was ehemals wohlwollend hinwegsehend und in „väterlich freundlichem“ Ton geduldet wurde, änderte sich sodann schlagartig. Die Verweise auf Vorschriften und Gesetze traten nun als Headliner in die Diskussion ein und so stand schon Ende der 1990-ger Jahre das Mineralien-Sammeln im „Juchem“ vor dem Aus.
Trotzdem wurde eine Lösung gefunden: die Besuchszeiten waren nunmehr eingeschränkt, die Besucherzahl begrenzt, und ein Eintrittsobolus wurde erhoben, eine vorherigen Anmeldung war vonnöten, schließlich wurde eine Aufsichtsperson (Mitarbeiter der Fa. Juchem) eingesetzt. Die ortsansässige Presse sowie bekannten Mineralien-Zeitschriften veröffentlichten all diese Neuregelungen. Die interessierten Sammler waren somit informiert und konnten sich neu orientieren.
Im Laufe der darauf folgenden Jahre verwässerte die ursprünglich getroffene Regelungen schleichend: Die Besuchstage wurden gekürzt, eine Security-Firma wurde mit der Aufsicht beauftragt und die für die Mineraliensuche auserkorenen Areale wurden vorher festgelegt und abgegrenzt – freies Bewegen im Bruchgelände war dann aus Gründen der Sicherheit strikt untersagt.
Eine unglückliche Berichterstattung im öffentlich rechtlichen TV, „geschmückt“ mit unsensiblen, unsachlichen und wenig intelligenten Kommentaren von Sammlerseite, dazu die falsche und laienhafte Interpretation der gezeigten Szenen, einige Jahre später eine (kolportierte ??) „Sensibilisierung“ (nicht von Firmenseite ausgehend!!) einer staatlichen Aufsichtsbehörde und letztendlich die Corona-Krise, führten in summa dazu, dass das Mineraliensammeln im Steinbruch Juchem von Firmenseite aus letztendlich ganz untersagt wurde.
Dazu siehe: https://www.steinbruch-juchem.de
Das Betreten des Steinbruches ist strengstens untersagt; das komplette Steinbruchgelände ist videoüberwacht. Zuwiderhandeln wird zur Anzeige gebracht.
Literaturhinweise
Als Lektüre für Interessierte sei folgendes, äußerst informative Buch sehr empfohlen:
„ JUCHEM Der berühmte Steinbruch bei Niederwörresbach in der Region Idar-Oberstein“
-> weitere Informationen dazu http://www.spessartit.de/juchem.html
Ein Buch, welches ausführlich u.a. die Firmenhistorie, die Geologie, die Paläontologie, und die Mineralogie in und um den Steinbruch abbildet. Die entsprechenden wissenschaftlichen Beiträge sind fundiert, verständlich geschrieben. Eine ausgiebige Bebilderung der Beiträge ergänzt und rundet das Werk ab.
Weitere Literatur
LAPIS Nr.2 / 1976 Gefährlicher Bergsturz im Steinbruch Juchem
LAPIS Nr.8 / 2000 Calcit aus Idar-Oberstein
LAPIS Nr.4 / 2005 Kobaltblüte aus dem Steinbruch Juchem
LAPIS Nr.9 / 2013 Smaragdgrüne Fluoritkristalle aus dem Steinbruch Juchem
LAPIS Nr.6 / 2012 Nähe Stbr. Juchem -> Blaue Wolkenachate von Weierbach bei Fischbach/Nahe
Mineralien-Magazin 1/2004 Ein interessanter Fund von Achat, Amethyst und Calcit aus dem Stbr. Juchem
Mineralien-Magazin 4/2004 Röhren, Augen und Dreiecke – sensationelle Achate aus dem Stbr. Juchem
Mineralien-Magazin 2/2011 Calcit-Achate erstaunliche (Teil-) Pseudomorphosen
Katalog der 13. Intern. Achatbörse 2013 Schätze der Nahe-Region. Edition Achatwelt
Autor: Hartmut Fuß
Layout: Michael Ockfen
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